Erfahren Sie hier alles zu den rechtlichen Grundlagen von Überstunden. Wie viel Arbeit ist gesund? Welche Ursachen gibt es für Überstunden und Mehrarbeit und wie können Sie die Gesundheit Ihrer Arbeitnehmenden wahren? Hierzulande machen Arbeitnehmende bis zu 1,8 Milliarden Überstunden pro Jahr. Das entspricht 47 Überstunden pro Arbeitnehmer – die Deutschen gelten hierbei als der Europameister im Leisten von Überstunden. Bei dieser Vielzahl an Mehrarbeit bleiben gesundheitliche Folgen nicht aus. Erfahren Sie, welche Auswirkungen Überstunden auf die Gesundheit haben können, wie viel Arbeit tatsächlich gesund ist und Sie Ihren Mitarbeitern überhaupt zumuten dürfen.
Betrieblicher Arbeitsschutz ist wichtig
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Jetzt kostenlos testenGesundheitliche Belastungen von Überstunden / Mehrarbeit
In vielen Unternehmen gehören Überstunden quasi zum guten Ton. Dort werden Arbeitnehmende schief angeschaut, wenn Sie den Arbeitsplatz pünktlich verlassen und es wird damit geprahlt, wer im Kalenderjahr schon die meisten Überstunden angesammelt hat. Überstunden tun ja schließlich niemandem weh – oder? Eine Langzeitstudie der Universität Halle-Wittenberg in Kooperation mit der Uni Erlangen-Nürnberg belegt nun, dass schon eine Stunde länger arbeiten pro Woche sich negativ auf die Gesundheit auswirkt.
Vor allem die Psyche hat unter Überstunden und Mehrarbeit zu leiden. Müdigkeit und Erschöpfung bis hin zu depressiven Verstimmungen sind Begleiterscheinungen, die häufig im Zusammenhang mit Überstunden auftreten. Aber auch von körperlichen Beeinträchtigungen bleiben die Betroffenen nicht verschont. So klagen Angestellte mit einem hohen Arbeitspensum oft über Kopf- und Rückenschmerzen.
Sogar die Gefahr, an Herz-Kreislauf-Beschwerden zu erkranken kann durch lange Arbeitszeiten wachsen. Das Risiko von Arbeitsunfällen steigt mit sinkender Konzentration und auch Fehlzeiten häufen sich. Das wirkt sich unmittelbar auf das Unternehmen aus. Da überlastete, müde und kranke Mitarbeiter dem Betrieb mehr schaden als nutzen, liegt es nicht zuletzt im Interesse des Vorgesetzten, die geleisteten Überstunden auf ein zulässiges Minimum zu begrenzen.
Wie viel Arbeit ist gesund?
Der Gesetzgeber macht sehr konkrete Angaben dazu, wie viele Überstunden überhaupt zulässig sind. Die entsprechenden Regelungen finden sich im Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Hier ist festgehalten, dass an einem Arbeitstag nicht länger als zehn Stunden gearbeitet werden sollten und das auch nur, wenn die Mehrarbeit anschließend mit Freizeit ausgeglichen wird.
Hierin besteht auch der Unterschied zwischen Überstunden und Mehrarbeit: Überstunden sind Arbeitszeiten, die über die vertraglich vereinbarte Regelarbeitszeit hinausgehen und ausgeglichen werden können, während Mehrarbeit Arbeitszeiten beschreiben, die über die gesetzlich festgelegte Höchstarbeitszeit (also mehr als zehn Stunden pro Tag) hinausgehen. So sollte die wöchentliche Arbeitszeit im Halbjahresdurchschnitt 48 Stunden nicht überschreiten. Es existieren jedoch branchenspezifische Ausnahmen, z.B. für Service- und Pflegepersonal.
Die entsprechenden Bestimmungen entnehmen Sie Ihrem Tarifvertrag. Als Vorgesetzter sind Sie im Übrigen nicht dazu berechtigt, Ihren Arbeitnehmenden Überstunden aufzuzwingen, wenn sich dazu keine entsprechenden Regelungen in Ihrem Arbeits- bzw. Tarifvertrag befinden. Nur in absoluten Notsituationen, die für das Unternehmen existenzbedrohend sind, dürfen Arbeitgeber Mehrarbeit ohne das Einverständnis des Arbeitnehmers anordnen. Das bildet jedoch die absolute Ausnahme.
Ursachen für Überstunden und Mehrarbeit aufdecken
Die Gründe für die Überstunden sind vielfältig, liegen jedoch oft in den Arbeitsbedingungen. Die wohl häufigste Ursache ist die Personalknappheit. Viel zu viel Arbeit wird auf viel zu wenig Angestellte abgewälzt, die trotzdem gute Arbeit leisten wollen und sich mehr zumuten, als sie eigentlich bewältigen können. Viele wollen vor ihrem Chef gut dastehen, fühlen sich innerlich zur Mehrarbeit verpflichtet oder leisten aus Angst vor einem Jobverlust mehr Arbeit. Die Betroffenen macht das auf Dauer nicht nur psychisch, sondern auch körperlich krank.
Ihnen als Arbeitgeber sollte folglich daran gelegen sein, die Ursachen für die Überstunden aufzudecken und gemeinsam mit dem Betriebsrat und Ihren Mitarbeitern mögliche Lösungsansätze zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang kommt der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen besondere Bedeutung zu. Sie ermittelt, welchen psychischen Belastungen die Beschäftigten am Arbeitsplatz ausgesetzt sind und identifiziert mögliche Gegenmaßnahmen. Die Arbeitszeitgestaltung sollte dabei immer auch Beachtung finden, denn zu viele Überstunden sind erwiesenermaßen nicht gesund.
RISK-Project leistet Ihnen bei der Erstellung und Durchführung Ihrer Gefährdungsbeurteilung wertvolle Unterstützung. Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie mehr dazu erfahren wollen. Einer unserer freundlichen und kompetenten Mitarbeiter wird Sie umfassend zu dem Thema beraten und Ihnen auf Wunsch einen kostenlosen Testzugang einrichten.
Überstunden müssen erfasst werden
Schon jetzt ist es in Deutschland Pflicht, alle geleisteten Überstunden zu erfassen. Wiederholt stand dieses System mit der Begründung in der Kritik, dass die Erfassung von Überstunden nur sinnvoll sei, wenn man auch die generelle Arbeitszeit festhalte. Mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 14. Mai 2019 wird die systematische Arbeitszeiterfassung der Mitarbeiter in Zukunft Pflicht.
Da der EuGH bislang noch kein entsprechendes Gesetz verabschiedet hat, ist noch unklar, wann die neue Regelung in Kraft tritt. Auch wie die Zeiterfassung erfolgen soll, lässt der EuGH offen. Er lässt den einzelnen Ländern hier bewusst Spielraum, um auf die nationalen Besonderheiten der EU-Mitgliedsstaaten einzugehen. Ob eine bestimmte Form in Deutschland verpflichtend wird, z.B. die elektronische Zeiterfassung, ist noch nicht absehbar. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Regelung nicht nur der Überwachung der Mitarbeiter, sondern auch deren Gesundheit und Wohlbefinden zugutekommt.
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